Quelle: Pressemitteilung vom HZDR -> https://www.hzdr.de/db/Cms?pNid=99&pOid=57043
Pressemitteilung vom 17. Oktober 2018
Baustart für neues Metallurgie-Technikum am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie
Neubau für 10,2 Mio. Euro bietet weltweit bislang einzigartige Bedingungen für Forschungen zu nachhaltigem, kreislauforientiertem Umgang mit wertvollen Ressourcen
Mit einem symbolischen ersten Spatenstich feierte das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) am heutigen Mittwoch, 17. Oktober den Baustart für ein neues Technikum. Damit baut das Institut, das zum Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) gehört und eng mit der TU Bergakademie Freiberg kooperiert, seine Forschungen zur nachhaltigen Gewinnung und zum Recycling strategischer Wertstoffe weiter aus. Der Freistaat Sachsen finanziert den Neubau mit insgesamt 10,2 Mio. Euro.
Das neue Technikum wird den Forschern Raum und Möglichkeiten bieten, unterschiedliche metallurgische Prozesse praxisnah miteinander zu kombinieren. Komplexe und digital vernetzte Extraktions- und Rückgewinnungsverfahren werden sich bis ins Detail analysieren lassen, und zwar vom Laborexperiment bis zur Praxisreife. Zum Baustart kamen die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange, der Rektor der TU Bergakademie Freiberg, Prof. Klaus-Dieter Barbknecht, und der Oberbürgermeister der Stadt Freiberg Sven Krüger. Gemeinsam mit dem Wissenschaftlichen Direktor des HZDR, Prof. Roland Sauerbrey, sowie den beiden Direktoren des HIF, Prof. Markus Reuter und Dr. Jens Gutzmer (PhD, ZA), enthüllten die Ehrengäste die Bautafel. Anschließend griffen alle zum Spaten.
„Das HIF spielt gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf als Mutterinstitution und der TU Bergakademie Freiberg bei der Umsetzung der sächsischen Rohstoffstrategie eine tragende Rolle und hat die Erwartungen, die der Bund und der Freistaat Sachsen bei dessen Gründung im Jahr 2011 gesetzt haben, mehr als erfüllt“, betonte Staatsministerin Stange. „Dank der guten Vernetzung des HIF innerhalb des Ressourcensektors mit Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in den führenden Bergbauregionen der Welt wird zugleich der gute Ruf sächsischer Forschung international verbreitet.“ Symbolisch überreichte die Ministerin den Fördermittel-Bescheid für das neue Technikum, das mit rund 10 Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert wird, an die HIF-Direktoren.
„Die Forscher unseres Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie treiben die Entwicklung innovativer Technologien für eine nachhaltigere, kreislauforientierte Nutzung von Rohstoffen wesentlich mit voran“, erklärte der Wissenschaftliche Direktor des HZDR, Prof. Sauerbrey. „Dank des neuen Technikums mit seinem breiten Spektrum an metallurgischen Prozessen, die in Zukunft hier erforscht und unter realitätsnahen Bedingungen überprüft werden können, wird das Institut seinen Ruf als ein führendes Zentrum im Bereich Ressourcen und Kreislaufwirtschaft national sowie international festigen und ausbauen können.“
Wie viel Kreislauf ist realisierbar?
Institutsdirektor Markus Reuter verwies darauf, dass Zukunftstechnologien, wie mobile Kommunikation, E-Mobilität oder die Nutzung erneuerbarer Energien, zu einem steigenden Verbrauch an Rohstoffen führen, für deren Gewinnung große Mengen Energie und Material benötigt werden: „Die Kreislaufwirtschaft ist der vielversprechendste Ansatz, um die verfügbaren Ressourcen und Energie optimal einzusetzen. Die damit verbundenen Herausforderungen und Grenzen wollen wir in unserem neuen Technikum umfassend erforschen.“ Die Effizienz metallurgischer Prozesse zählt ebenso dazu wie ein Produktdesign, das von Beginn an Aspekte des Recyclings berücksichtigt. „Ein wichtiger Gesichtspunkt hierbei sind die maximal erreichbaren Rückgewinnungsquoten für jedes einzelne Material“, so Reuter. „Mit der digitalen Vernetzung der metallurgischen Verfahrensschritte und der detaillierten Modellierung der Prozesse kommen im neuen Technikum modernste methodische Ansätze unseres Forschungsgebiets zum Tragen. Dadurch können wir den Material- und Energieverbrauch von neuen Technologien und Produkten quantitativ bewerten, was wichtig ist, um deren Nachhaltigkeit tatsächlich einzuschätzen.“
Rektor Klaus-Dieter Barbknecht sprach die Synergien für den Ressourcenstandort Freiberg durch die neue Technologiehalle an: „Die Freiberger Wissenschaftler stimmen sich bei der Ausgestaltung des Technikums eng miteinander ab. Dadurch werden sich bestehende und neue Forschungsinfrastrukturen ideal miteinander ergänzen. Das stärkt die gute Kooperation zwischen den wissenschaftlichen Einrichtungen in unserer Stadt und festigt die bundesweit führende Rolle des Geostandorts Freiberg.“
Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger hob die Stärkung des Wissenschaftsstandorts Freiberg durch den Neubau am Helmholtz-Institut hervor: „Dass ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der nationalen Rohstoffstrategie in Freiberg geleistet wird, macht mich stolz. Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft gehen hier seit je her Hand in Hand. Dass diese Position nun weiter ausgebaut wird, kann ich nur begrüßen.“ Das Technikum ist ein weiterer Meilenstein seit der Gründung des HIF durch das HZDR und die TU Bergakademie Freiberg im Jahr 2011 und dessen erfolgreicher Entwicklung. Nicht zuletzt schafft es die Voraussetzungen für eine Vielzahl und Vielfalt gemeinsamer Projekte mit anderen wissenschaftlichen Institutionen, mit kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie mit der Großindustrie auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene.
Informationen zum Bauprojekt:
Der Neubau des Technikums besteht aus einer 12 Meter hohen Versuchshalle und einem 15 Meter hohen Kopfbau mit diversen Funktionsräumen. In der Versuchshalle werden auf 950 Quadratmetern Anlagen und Geräte für die gesamte Bandbreite metallurgischer Forschung, von der Pyrometallurgie (wärmegeführte Prozesse) bis zur Hydrometallurgie (wassergebundene Prozesse), aufgebaut. Weitere 110 Quadratmeter sind als Lagerfläche vorgesehen. Die Forscher können mit Materialströmen zwischen einem und 500 Kilogramm experimentieren – das entspricht etwa der Lücke zwischen Labor und Industriemaßstab.